1000 neue Lehrkräfte in zwei Jahren waren zu wenig

Thomas Lippmann (MdL)
PresseThomas LippmannKreisverband Wittenberg

Die Erfolgsmeldungen der letzten Monate über neue Höchststände bei der Einstellung von Lehrkräften haben eine Schattenseite. Mit den Neueinstellungen seit Anfang 2016 konnte das gleichzeitige Ausscheiden von Lehrkräften nicht ausgeglichen werden. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Fraktion die LINKE hervor. Dazu erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Thomas Lippmann:

Die Erfolgsmeldungen der letzten Monate über neue Höchststände bei der Einstellung von Lehrkräften haben eine Schattenseite. Mit den Neueinstellungen seit Anfang 2016 konnte das gleichzeitige Ausscheiden von Lehrkräften nicht ausgeglichen werden. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Fraktion die LINKE hervor. Dazu erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Thomas Lippmann:

„Wenn der Bildungsminister der Öffentlichkeit immer nur die eine Seite der Medaille präsentiert, täuscht er über die wirklichen Entwicklungen im Schulsystem hinweg. In Wahrheit waren die Steigerungen bei den Lehrerneueinstellungen für eine verbesserte Unterrichtsversorgung viel zu gering, weil gleichzeitig ebenso viele Lehrkräfte aus dem aktiven Schuldienst ausschieden. So hat sich die Zahl der Lehrkräfte, die tatsächlich vor einer Klasse stehen, in den letzten zwei Jahren insgesamt weiter reduziert.

Zwar wurden in den Jahren 2016 und 2017 nach Angaben des Ministeriums tatsächlich 1.081 Lehrkräfte neu eingestellt – davon bereits 97 als Seiteneinsteiger ohne abgeschlossene Lehrerausbildung. Im gleichen Zeitraum sind aber auch 999 Lehrkräfte aus dem aktiven Schuldienst ausgeschieden. Besorgniserregend ist dabei vor allem die stark wachsende Zahl von Lehrkräften, die ihren Dienst durch eine Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses beenden. 2016 waren das noch 48 im Jahr 2017 waren es schon 111. Das sind aktuell mehr als viermal so viele Kündigungen durch Lehrkräfte, wie im Durchschnitt der davorliegenden zehn Jahre.

Der ohnehin äußerst geringe Zuwachs an Stammlehrkräften von weniger als 100 konnte aber in den Klassenzimmern nicht ankommen, weil in der gleichen Zeit auch noch die Zahl der Lehrkräfte, die durch Langzeiterkrankungen und Elternzeit für einen Unterrichtseinsatz nicht zur Verfügung stehen, um mehrere hundert Lehrkräfte angewachsen ist. Bei ständig steigenden Schülerzahlen ist die reale Unterrichtsversorgung weiterhin ungebremst auf einem Sinkflug.

Die LINKE fordert vom Bildungsminister, seinen Ankündigungen gegenüber den Initiatoren der Volksinitiative jetzt auch Taten folgen zu lassen und zum neuen Schuljahr endlich 1.000 neue Lehrkräfte einzustellen. Nur dann könnte sich der Lehrkräfteeinsatz in den Klassen tatsächlich in einem ersten Schritt etwas verbessern. Denn auch in diesem Jahr müssen wieder viele hundert ausscheidende Lehrkräfte erst einmal ersetzt werden, damit die Zahl der Lehrkräfte, die vor den Klassen stehen, nicht noch weiter sinkt.

Um gegenüber den beiden letzten Jahren die Lehrkräfteeinstellung von etwa 500 auf 1.000 verdoppeln zu können, muss der Bildungsminister endlich seine Ausschreibungspraxis grundlegend ändern. Jede ausgebildete Lehrkraft, die in unseren Schulen arbeiten möchte, muss ihren Weg in den Landesdienst finden können. Eine Ablehnung von Bewerber*innen, weil sie nicht auf die Ausschreibung passen, darf es nicht mehr geben.“

Magdeburg, 23. Februar 2018