IV. Kultur, Bildung, Wissensgesellschaft

Der Zugang zu Bildung, zum kulturellen Leben, zu Informationen und Kommunikation ist ein entscheidender Schlüssel für Chancengleichheit, für ein selbstbestimmtes Leben, für die Entfaltung der eigenen Ressourcen. Andererseits ist er wichtige Voraussetzung für eine Wissensgesellschaft, die sich frei, solidarisch und kreativ entwickeln kann. Bildungspolitik ist für DIE LINKE. Sachsen-Anhalt inklusiv, demokratisch und selbstbestimmt.

Frühkindliche Bildung weiter qualifizieren

Inklusion ist Angelegenheit aller Kitas. Vielfalt darf nicht sortiert werden. Die unterschiedlichen Lebens- und Lernbedingungen von Kindern müssen auf Anerkennung treffen und im Bildungsprozess genutzt werden. Das Erleben eines demokratischen und sozialen Miteinanders beginnt in der Familie. Kitas unterstützen, begleiten und fördern diesen Prozess mit eigenen Formen der Beteiligung von Kindern an wichtigen Entscheidungen. Erzieherinnen und Erzieher haben dabei eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe, das gemeinsame Lernen in der Kindertagesstätte zu organisieren und zu begleiten. Darin müssen sie gestärkt werden. Wir setzen uns für eine Qualifizierungsoffensive für die Pädagoginnen und Pädagogen in den Kitas ein, die den Austausch von Erfahrungen und Best Practice ermöglicht und Freiraum für aufmerksames und prüfendes Denken im pädagogischen Alltag schafft. Für uns ist die tarifgerechte Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher – orientiert am öffentlichen Dienst – in allen Einrichtungen unverzichtbar. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt tritt für eine Reform der Ausbildung ein. Neben der bestehenden Hochschulausbildung für Leiterinnen und Leiter sollen Studiengänge auch für weitere Fachkräfte an Kitas entwickelt werden. Gleichzeitig wollen wir Impulse geben, die Ausbildung zur Staatlich anerkannten Erzieherin oder zum Staatlich anerkannten Erzieher an den Fachschulen inhaltlich zu qualifizieren, praxisverbundener zu gestalten und die Gesamtausbildungszeit für junge Menschen mit Realschulabschluss oder Hochschulzugangsberechtigung zu verkürzen. Quereinstiege in den Beruf sollen erleichtert werden. Das Anerkennungsjahr soll Bestandteil der Ausbildung und damit förderfähig sein.

Eine Schule für alle Kinder: demokratisch und selbstbestimmt

Die Entwicklung von inklusiven Bildungsangeboten ist für uns ein unumkehrbarer Weg, der unterschiedliche soziale Lebens- und Lernbedingungen wertschätzt und für vielfältige Lernsituationen nutzbar macht. Die pädagogischen und didaktischen Herausforderungen des gemeinsamen Unterrichts wollen wir durch umfassende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Pädagoginnen und Pädagogen meistern. Vorhandene Ressourcen an Fachkräften wollen wir gemäß der regional unterschiedlichen Bedarfe zur Verfügung stellen. In der Zukunft sehen wir die Perspektive sonderpädagogischer Kompetenz vor allem an allen Regelschulen. Die Förderung von Kindern im gemeinsamen Unterricht braucht ausreichend personelle Unterstützung durch Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Fachkräfte in der Schulsozialarbeit. Die ausreichende, flexibel einsetzbare und präventive Versorgung mit Personal an der Schule wollen wir unabhängig von der Statusdiagnostik der Kinder sichern. Vor allem Schulen in sozialen Brennpunkten brauchen verlässliche personelle Unterstützung. Wir unterstützen die Kommunen, im Zuge von Sanierungen oder Neubau in den Schulen und in ihrem Umfeld umfassende Barrierefreiheit herzustellen.

Besondere Aufmerksamkeit werden wir einer guten Ausbildung von Kindern und Jugendlichen widmen, die mit Fluchterfahrungen in unser Land kommen. Im schulischen Alltag brauchen sie neben den notwendigen Angeboten von Sprachförderung und individueller Förderung vor allem das Erlebnis der Wertschätzung von Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt. Wir wollen die Öffnung der Schulen ins gesellschaftliche Umfeld intensiv fördern und die Anregungen daraus für den Lernerfolg besser nutzen. Wir wollen die Lebensweltorientierung schulischen Lernens stärken. Dazu sollen die Möglichkeiten für unterschiedliche Kooperationen der Schulen mit außerschulischen Partnern erleichtert werden. Schulen sollen angeregt werden, dafür regional angepasste eigene Schulkonzepte zu entwickeln.

Gemeinschaftsschulen haben Zukunft. Sie entsprechen dem Wunsch vieler junger Menschen und ihrer Eltern nach längerem gemeinsamem Lernen. Auf unterschiedliche Bildungsgänge oder Bildungsangebote wollen wir weitgehend verzichten, um Bildungswege offen zu gestalten und praxisnah lernen zu können. Dafür ist die bisher übliche Schullaufbahnempfehlung überflüssig. Die Schulträger sollen die Möglichkeit haben, in den Gemeinschaftsschulen als ersetzende Schulform alle Bildungsangebote für eine Region vorzuhalten. So können sie besonders in den ländlichen Räumen ein leistungsfähiges Angebot sichern und unnötig lange Schulwege vermeiden helfen. Wir setzen uns dafür ein, dass Gemeinschaftsschulen demokratische, inklusive und praxisorientierte Schulen sind, an denen alle Schülerinnen und Schüler den Realschulabschluss, das Abitur oder die Fachhochschulreife anstreben können.

Noch immer gibt es viel zu wenig Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt, deren Bildungswege erfolgreich zum Abitur führen. Ihr Anteil liegt mit knapp 30 Prozent weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Wir setzen uns dafür ein, mehr Schülerinnen und Schülern den Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife zu ermöglichen. Statt frühzeitiger Auslese wollen wir, dass die Entscheidung über den gewählten Bildungsweg so lange wie möglich offen bleibt. Der Zugang zum Abitur für Sachsen-Anhalts Schülerinnen und Schüler soll fair, gerecht und vergleichbar zu anderen Bundesländern gestaltet werden. Wir wollen eine bessere Kooperation und mehr Absprachen zwischen den Bundesländern im Bereich der Bildung, auch um Abschlüsse und Bildungsinhalte einheitlicher zu gestalten.

In den Lehrplänen und Curricula aller Schulformen sollen sich die vielfältige Lebenswirklichkeit von Menschen und ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Zusammenleben repräsentieren. Sie sollen dem Anspruch einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft gerecht werden, für die friedliche und zivile Konfliktlösung zu ihren Grundwerten gehört. Statt des Religionsunterrichts in Verantwortung der Kirchen wollen wir perspektivisch Schülerinnen und Schülern breitgefächerte Möglichkeiten einräumen, sich mit dem Wissen über die verschiedenen Religionen und Weltanschauungen auseinanderzusetzen. Junge Menschen sollen in allen Fächern lernen, sich kritisch mit unterschiedlichen Erklärungsmustern und Theorien zu beschäftigen und sich eigene Standpunkte zu erarbeiten. Um Schülerinnen und Schülern dies zu ermöglichen, setzen wir uns dafür ein, dass sie analog zu unseren Plänen für ein Bildungsfreistellungsgesetz für Erwerbstätige ebenfalls – in begrenztem Maße – das Recht erhalten, für Bildungsveranstaltungen außerhalb der Schulen freigestellt zu werden. 

Medienkompetenz ist schon heute eine der wesentlichen Eigenschaften, welche die Selbstbestimmung beeinflussen. Wir wollen den Erwerb von Medienkompetenz im Bildungssystem absichern. Wir wollen die pädagogischen Kräfte in den Schulen sowohl in der Aus- als auch in der Fortbildung dazu qualifizieren, diese Aufgaben wahrzunehmen. Für uns ist der Einsatz von digitaler Technik kein Aspekt der Wirtschaftsförderung, sondern des sinnvollen Einsatzes zur Anwendung moderner Lehrkonzepte.

Personalabbau stoppen – Unterrichtsversorgung sichern

Der Personalabbau in den vergangenen Jahren hat das bestehende Netz an Grundschulen und an Sekundarschulen gefährdet. Für eine gesicherte Unterrichtsversorgung brauchen wir mindestens 14 300 Vollzeitstellen im aktiven Schuldienst. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt wird sich dafür einsetzen, diesen Stellenumfang im Landeshaushalt festzuschreiben. Wir werden alles tun, um diese Stellen schnell und verantwortungsvoll besetzen zu können. Dafür müssen alle, die sich für eine Arbeit als Lehrerin oder Lehrer in Sachsen-Anhalt interessieren und die qualifiziert sind, eine Chance erhalten, hier eingestellt zu werden. Besondere Anstrengungen sind nötig, um Lehrkräfte auch für die ländlichen Räume zu gewinnen. Gemeinsam mit den Universitäten wollen wir die Studierenden bereits in ihrer Ausbildung für die Schulen auf dem Lande interessieren, sie bei Praktika und Vorbereitungsdiensten an Landschulen unterstützen. Unerlässlich für eine gute Schule sind Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiterinnen sowie pädagogische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Für beide Professionen braucht es eine dauerhafte Perspektive.

Lehrkräfte begleiten das Lernen mit vielfältigen und individuellen Angeboten, die Schülerinnen und Schüler in gemeinsamen Lerngruppen nutzen können und die sie zu selbstständigem und aktivem Lernen anregen. Das bedarf einer Reform der universitären Ausbildung, in der die didaktische Forschung und Lehre deutlich aufgewertet werden soll. Inklusionspädagogik muss fester Bestandteil aller Lehramtsstudiengänge werden. Wir setzen uns für einen Umbau des Studiums hin zu einer Ausbildung ein, die sich an Schulstufen statt an Schulformen orientiert. Das ermöglicht zudem sehr viel mehr Flexibilität beim Einsatz des Personals. Um dem wachsenden Bedarf an Neueinstellungen zu entsprechen, müssen die Ausbildungskapazitäten der Staatlichen Seminare erhöht und die Absolventenzahlen in der Lehrerausbildung mindestens gehalten werden. Wir treten für eine exzellente Lehramtsausbildung an beiden Standorten – in Halle und in Magdeburg – ein.

Qualität beruflicher Ausbildung erhöhen

Die Qualität der beruflichen Ausbildung gehört ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine kritische Analyse sollte Gegenstand von Berufsbildungsberichten sein. Gerade dort, wo die Zahl der offenen Lehrstellen die der Bewerbungen übersteigt, muss die Frage nach guter Ausbildung, guten Arbeits- und Lernbedingungen sowie angemessener Vergütung gestellt werden. Nach wie vor bilden in Sachsen-Anhalt zu wenige Betriebe aus. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt setzt sich dafür ein, dass mit den Möglichkeiten des Landes Anreize für mehr und bessere Ausbildungsplätze geschaffen werden. Mit der Förderung von praxis-, problem- und kompetenzorentiertem Lernen an den allgemeinbildenden Schulen soll die Vorbereitung der Jugendlichen auf eine berufliche Qualifikation verbessert werden. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt setzt sich dafür ein, die berufsbildenden Schulen zu stärken. Ergebnisse berufsschulischer Leistungen sollen auch auf dem Kammerzeugnis ausgewiesen werden. Verbundausbildungen und weitere Formen der Kooperation von Betrieben und Einrichtungen halten wir für zukunftsfähig. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt tritt dafür ein, dass erfolgreich absolvierte praktische und theoretische Ausbildungen und Ausbildungsbestandteile auf nachfolgende Qualifizierungen angerechnet werden können. Die Ausbildung an Fachschulen zu Technikerinnen und Technikern sowie Fachwirtinnen und Fachwirten wollen wir stärken. Wir sehen darin eine gute Möglichkeit, berufliche Bildung aufzuwerten. Für die Ausbildungen im Bereich der Gesundheits-, Pflege-, Heil- und Sozialberufe wollen wir ein bedarfsdeckendes Angebot an Ausbildungsplätzen sichern. 

Eine Hochschule für alle – mehr Demokratie, Teilhabe und Barrierefreiheit

In den Hochschulen werden Fähigkeiten vermittelt, sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinanderzusetzen. Hier entstehen wichtige Innovationen für die wirtschaftliche und technologische Leistungskraft unseres Landes. 

Hochschulen sind für uns Treibhäuser für Innovation, Kompetenz und Teilhabe. Die zunehmende Abhängigkeit der Hochschulen von Drittmitteln und deren Interessen gefährdet dagegen eine unabhängige, gesellschaftskritische freie Forschung. Nur durch eine solide Finanzierung der Hochschullandschaft ist es möglich, die Abhängigkeit von Bildung und Wissenschaft von den Interessen privatwirtschaftlicher Geldgeber einzuschränken. Deshalb wird DIE LINKE. Sachsen-Anhalt alles tun, um den Hochschulen ein auskömmliches und verlässliches Grundbudget zur Verfügung zu stellen.

Das heißt für uns, die aufgenötigten finanziellen Kürzungen zurückzunehmen, die Teuerungen und die Tarifsteigerungen für die Beschäftigten durch das Land auszugleichen und Fehlbeträge aus den Strukturreformen der vergangenen Jahre zu kompensieren. Diese Forderungen sind eine entscheidende Voraussetzung, um die Reduzierungen der Studien-plätze zurückzunehmen. Die Hochschulen müssen attraktive Orte des Lernens und Forschens, der wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit bleiben.

Das Angebot sogenannter Orchideenfächer wollen wir aufrechterhalten. Sie sind wichtiger Bestandteil einer kritischen Hochschullandschaft. Wir setzen uns ein für eine Förderung durch den Bund.

Immer noch gibt es vor allem für junge Menschen, deren Familien nicht auf akademische Erfahrungen zurückgreifen können, vielfältige Barrieren für die Aufnahme oder den erfolgreichen Abschluss eines Studiums. Immer noch ist akademische Bildung oft ein Privileg von Besserverdienenden. Dem wollen wir entgegentreten. Wir fordern eine Garantie für Absolventinnen und Absolventen eines Bachelorstudiums, an ihrer Hochschule ein Masterstudium beginnen zu können. Der Landeszuschuss für die Studentenwerke soll angehoben werden, um die Sozialversorgung für Studierende zu sichern. Allgemeine Studiengebühren lehnen wir ab. Darüber hinaus setzen wir uns für die Abschaffung von Langzeitstudiengebühren ein. 

Der Abbau von Barrieren endet für uns nicht bei der Gestaltung von Räumen, Wegen und Gebäuden. Auch unterschiedliche Zugänge zu wissenschaftlicher Arbeit durch Hilfs- und Unterstützungssysteme müssen an den Hochschulen ermöglicht, Barrieren für Studierende oder Beschäftigte mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen abgebaut werden. Dazu gehören unter anderem flexible Studienzeiten, frühzeitige Beratung und Studienplatzzusagen sowie wirksame Nachteilsausgleiche.

Mehr Frauen in der Wissenschaft sind eine grundlegende Frage der Gerechtigkeit und mit Sicherheit ein Gewinn für Lehre und Forschung. Ihr Anteil an den Berufungen muss sich erhöhen. In den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen sollen dazu verbindliche Quoten im Sinne eines »Kaskaden-Modells plus« vereinbart werden. Danach ergeben sich die Ziele für den Frauenanteil einer jeden wissenschaftlichen Karrierestufe durch eine Steigerung des tatsächlichen Anteils der Frauen auf der direkt darunter liegenden Qualifizierungsstufe. Die Berufungsgremien müssen mindestens zu 50 Prozent mit Frauen besetzt werden. Das Leben mit Kindern oder die Verantwortung für familiäre Aufgaben darf kein Hinderungsgrund für ein erfolgreiches Studium sein, nicht für Frauen und nicht für Männer.

Flüchtlingen soll der Zugang zu den Hochschulen unabhängig vom Aufenthaltsstatus gewährt werden. Wir unterstützen Initiativen der Hochschulen, statt der Formalen Nachweise der Studierfähigkeit Flüchtlingen durch Prüfungen den Hochschulzugang zu ermöglichen. DIE LINKE setzt sich für den Erhalt des Studienkollegs in Halle ein. Die Errichtung eines weiteren Studienkollegs in Magdeburg soll geprüft werden. 

Wissenschaftlicher Nachwuchs braucht Perspektiven. Ein Grund zum Bleiben sind gute Arbeitsbedingungen. Im Zentrum unserer Kritik stehen Arbeitsverhältnisse, die schlecht bezahlt werden. Teilzeitjobs oder befristete Arbeitsverträge wollen wir zurückdrängen. Im Rahmen der Möglichkeiten des Hochschulrechts setzen wir uns für verbindliche Forderungen und klare Ziele an den Hochschulen ein. Junge Akademikerinnen und Akademiker brauchen angemessen bezahlte Aufstiegs- und Karrierechancen. Unser Land braucht kluge Köpfe, kritisch und innovativ. Wir unterstützen daher das Anliegen der Promovierenden-Initiative Halle gegen die prekäre Beschäftigung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen, für ausreichend unbefristete Stellen für Daueraufgaben in Lehre und Forschung.

Für eine demokratische Debatte um die künftige Hochschulstruktur

Wir stehen für einen demokratischen Diskurs über die Zukunft der Hochschulstruktur. Darin müssen gesellschaftliche Erwartungen und Ziele, wissenschaftliche Expertise und die Erschließung neuer Potenziale durch Kooperation und die Nutzung von Synergien ihren Platz finden. Wir bekennen uns zu zwei Standorten der Hochschulmedizin, die in enger Zusammenarbeit miteinander und mit anderen Standorten des Gesundheitswesens im mitteldeutschen Raum kooperieren. Die regionale Verankerung der Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen sowie gewachsene und bewährte regionale Profile sollen geschärft werden. Kritische Forschung wollen wir stärken. Nur demokratisch und gemeinsam können Professorinnen und Professoren, Studierende und Beschäftigte darüber diskutieren, wie sie Wissenschaft und Bildung organisieren wollen. Gewählte studentische Gremien wie Studierenden- und Fachschaftsräte sollen zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben mit mehr verbrieften Rechten gegenüber ihrer Hochschulleitung ausgestattet werden. Dies schließt insbesondere Informationspflichten der Hochschulleitung gegenüber den studentischen Gremien über die Studierendenschaft direkt betreffende Themen mit ein.

Nicht allein die wirtschaftliche Verwertbarkeit ist für uns Kriterium für eine zukunftsfähige Wissenschaftslandschaft. Grundlagenforschung auf entscheidenden Gebieten, Risikoforschung ebenso wie die geisteswissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung müssen gestärkt werden. Besonderen Wert legen wir darauf, die Bewertung sozialer und ökologischer Risiken von Technologie und Fortschritt kritisch zu begleiten. Wir fordern die Aufnahme einer Zivilklausel in das Landeshochschulgesetz, um die Forschung zu militärischen Zwecken an den Hochschulen des Landes zu verhindern.

Erwachsenenbildung ist lebensbegleitendes Lernen

Auch Bildungsangebote für erwachsene Menschen müssen deren unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen, geprägt durch vielfältige Interessen, durch soziale Lebenslagen und Bildungsbiografien. Sie müssen sich sehr viel stärker Menschen öffnen, die durch problematische Schulerfahrungen geprägt sind oder aber aus anderen kulturellen oder ethnischen Zusammenhängen kommen. Auch für junge Menschen sollen Wege in der Erwachsenenbildung attraktiv sein. Die Erwachsenenbildung als wichtige Säule des Bildungswesens soll mit ihren spezifischen Möglichkeiten differenziert auf die sich entwickelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse reagieren, selbst Impulse setzen und sich neuen Formen persönlicher Qualifikation öffnen.

Besonders wichtig ist uns, Menschen eine Bildungsperspektive zu geben, denen durch sprachliche Probleme eine umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verwehrt bleibt. Ein barrierefreier Zugang im weitesten Sinne meint hier vor allem stigmatisierungsfreie Angebote. Die begonnenen Hilfsprogramme zur Alphabetisierung sollen fortgesetzt werden – niedrigschwellig, praxisnah, verbunden mit Respekt und Achtung.

Wir wollen das Bildungsfreistellungsgesetz verändern. Erwerbstätige sollen dann die Möglichkeit haben, neben erwerbsarbeitsbezogenen Bildungsangeboten auch gewerkschaftliche, gesellschaftliche und politische Bildung für sich zu nutzen. Das liegt nicht nur im Interesse der Entwicklung der individuellen Kompetenzentwicklung von Beschäftigten, sondern trägt auch zu einer modernen Fachkräfteentwicklung in den Unternehmen bei.

Mit Kultur und Kunst gewinnen

Zu den identitätsstiftenden kulturellen Reichtümern des Landes gehören die Museen und Gedenkstätten, die Bibliotheken, die Kunstvereine und Stiftungen, die Theater- und Orchesterlandschaft, die Dome und Schlösser sowie die vielfältigen Einrichtungen zeitgenössischer Kunst und Kultur ebenso wie die zahlreichen Orte kultureller Bildung. Alles das bereichert das Leben vieler Menschen, gibt dem Land ein positives Gesicht und bereitet den Boden für Kreativität und Lebensfreude.

Die rigorose Sparpolitik der Landesregierung in den vergangenen Jahren hat der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts nachhaltigen Schaden zugefügt. Ein solcher Weg hat für uns keine Zukunft und muss korrigiert werden. Mit einem eigenen Landeskulturkonzept werden wir unsere Ideen und Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt vorlegen. Leitendes Kriterium ist für uns zum einen, die kulturellen Güter unseres Landes für kulturelles Lernen zu nutzen, das Wirken der Akteurinnen und Akteure in kulturellen Einrichtungen zu vernetzen und damit wirksamer zu gestalten und zum anderen, den Zugang für alle gleichermaßen zu ermöglichen. Die Empfehlungen des Kulturkonvents 2012 bleiben für uns eine ausgezeichnete Grundlage dafür. Die Wertschätzung der Kulturschaffenden, der Respekt vor der Freiheit der Kunst sowie der Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern des Landes sind für uns wichtige Grundsätze linker Kulturpolitik. 

Mit der Initiative für ein Kulturfördergesetz wollen wir neue Einnahmen für die Kulturförderung erwirtschaften und den Grundstein für eine solidarische Umlandfinanzierung für bedeutende Kultureinrichtungen legen. Kooperationsprogramme zwischen Kultureinrichtungen und allgemeinbildenden Schulen sind für uns ein wesentlicher Baustein zur kulturellen Teilhabe, die wir weiterentwickeln wollen. Besondere Projekte wie die musisch-ästhetische Bildung für Kinder in Grundschulen, die wir in den vergangenen Jahren initiiert haben, wollen wir fortführen.

Kritische Öffentlichkeit in einer digitalen Gesellschaft

Die rasante Entwicklung der neuen Informationstechnologien erweitern Fähigkeiten und Möglichkeiten des Menschen, wie es noch vor kurzem undenkbar erschien. Der Zugang zu Information spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherung von Chancengleichheit und Partizipation.

Ein verlässlicher und gleichberechtigter Zugang zum Internet ist in einer Wissensgesellschaft eine Basis für Teilhabe an demokratischen Diskursen. Wir setzen uns für eine stärkere Einbindung von Internet und digitalen Medien in den Angeboten von Kita, Schule sowie der Kinder- und Jugendhilfe ein. Insbesondere der offene Austausch von digitalen Lehr- und Lernmitteln nach »Open Educational Ressources«-Standards soll Bestandteil formellen und informellen Lernens sein. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt macht sich für eine Landesinitiative zur digitalen Schulregion als ersten Schritt auf dem Weg zur vernetzten Schule stark.

Medienkompetenzvermittlung wird in Sachsen-Anhalt durch eine Vielzahl unterschiedlicher Träger umgesetzt. Mit der Netzwerkstelle Medienkompetenz hat die Medienanstalt Sachsen-Anhalt ein erstes Instrument zur Stärkung und Verknüpfung von Aktivitäten im Bereich der Medienkompetenzförderung initiiert. Weitere konsequente Schritte zu Vernetzung und Austausch sowie zur nachhaltigen Sicherung qualitativ hochwertiger Angebote müssen folgen. Die im Land handelnden Medienpädagoginnen und -pädagogen brauchen  ein übergreifendes ständiges Forum für Kommunikation, Fortbildung und Diskurs. Die Träger der Medienkompetenzvermittlung brauchen eine angemessene und langfristige Grundfinanzierung. Insbesondere für Lehrkräfte an den Schulen bedarf es eines vielfältigen Angebotes an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Entwicklung eigener Medienkompetenz als auch zur Förderung der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern. 

Die Einführung neuer digitaler Techniken in Behörden und nachgelagerten staatlichen Institutionen betrifft auch den Schulbereich. Schule muss ein Ort bleiben, an dem der Staat die Privatsphäre schützt, auch und besonders im Digitalen. Dies gilt auch beim Schutz von Kindern und Jugendlichen. Wir wollen den Daten- und Persönlichkeitsschutz als elementaren Bestandteil unserer Strategie zur Medienbildung etablieren. Wir verfolgen den Weg frei zugänglicher Bildungsmaterialien, die Verwendung und Veränderung erlauben.

DIE LINKE. Sachsen-Anhalt setzt sich für Medienvielfalt als wichtiges Instrument demokratischer Willensbildung und Teilhabe, für eine kritische Öffentlichkeit und für einen allgemeinen, freien und sozial gleichen Zugang zu den Medien ein. DIE LINKE. Sachsen-Anhalt bekennt sich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinem umfangreichen Informations-, Bildungs- und Unterhaltungsauftrag als Bestandteil der Daseinsvorsorge. Im neuen Modell der Beitragserhebung müssen aber Befreiungstatbestände erweitert und Ungerechtigkeiten zurückgenommen werden. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wollen wir weitere Möglichkeiten der Digitalisierung eröffnen. Wir treten für eine Novelle des MDR-Staatsvertrages ein.

Bürgermedien sind für die Meinungsbildung, Meinungsäußerung und Medienbildung in Sachsen-Anhalt von besonderer Bedeutung und unverzichtbarer Bestandteil des Rundfunksystems. Wir setzen uns für die nachhaltige Unterstützung offener Kanäle sowie regionaler und lokaler Rundfunkangebote sowie Freifunk-Initiativen ein. 

Präambel

I. Gleichwertige Lebensverhältnisse und Daseinsvorsorge sichern 

II. Soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt 

III. Wirtschaft, gute Arbeit, Nachhaltigkeit

IV. Kultur, Bildung, Wissensgesellschaft

V. Demokratie leben

VI. Finanz- und Europapolitik